Montag, 8. Oktober 2012
Diese Woche ist uns langsam klar geworden, was uns wirklich alles erwartet.
Etwas lustiges, was wir im letzten Blog vergessen haben zu schreiben, wollten wir unbedingt noch erzählen. Als wir am Sonntag durch die schweizerische Siedlung fuhren, fiel uns folgendes auf. Überall auf dem Bürgersteig saßen Jugendliche in Gruppen von zwei bis zehn zusammen. Vor ihnen standen ihre Roller - Roller fahren ist hier nämlich günstiger, da ein Auto aus steuerlichen Gründen doppelt so viel kostet wie in Deutschland - und mindestens einer pro Gruppe hatte Mate dabei. Weil es in kleineren Städten kaum Orte gibt, an denen man sich aufhalten kann, z.B. Bars, Kneipen, Lokale usw., trifft man sich in Uruguay sonntagabends auf der Straße. Ich kann mir vorstellen, dass man da als Einheimischer wirklich jeden trifft, so viele wie da waren. Siegfried meinte das wäre ganz normal. Von Deutschland kennt man sowas nur vereinzelt und wenn dann nicht in so einer Masse :D

(01.10.12) Rainer verließ uns Montagmorgen um 10 Uhr, da um 11 Uhr sein Flug nach Deutschland ging. In Uruguay ist das Leben mittlerweile so teuer, dass es sich für lohnt, über den Winter nach Deutschland/Schweiz zu fliegen, um dort zu arbeiten, damit er seine Familie hier gut durchbringen kann. Da wird einem mal wieder klar, wie gut man es doch in Deutschland hat! Wir können sogar freiwillig ins Ausland gehen, weil wir genug haben oder von Gemeinde, Familie und Verwandten unterstützt werden! So einen Rückhalt können die Menschen hier nicht erwarten.

(02.10.12) Das Wetter war am Dienstag nicht so gut. Von morgens an war die ganze Landschaft mit dickem Nebel überzogen und wenn man rausging fühlte es sich schon fast so an als ob die Wassertropfen in der Luft stehen würden. Jojo hatte die größte Freude: Er durfte den ganzen Vormittag Trecker fahren und das Gras in den Plantagen mähen, während Jordyn und ich uns weiter mit dem ermüdenden Beschneiden von Pfirsichbäumen begnügen mussten. Als es dann vor dem Mittagessen anfing zu regnen, gingen wir ein wenig durchnässt ins Haus. Der Regen wurde stärker und zwang uns nach dem Essen im Haus zu arbeiten. Somit machten wir mit der Zwischendecke in unserer Küche weiter, bis uns das Material ausging. Jojo machte derweilen im Bad weiter.

(03.10.12) Am Mittwoch war das Wetter ein klein wenig besser, aber immer noch nebelig. Siegfried war früh morgens mit Yvonne in die Stadt gefahren ohne uns Bescheid zu geben, also fingen wir an in unserem Haus aufzuräumen. Jojo machte mit dem Mähen weiter. Gegen neun Uhr rief Siegfried uns an und meinte wir sollten uns den Rest des Vormittags Zeit nehmen, um Spanisch zu lernen. Er hatte uns dreien nämlich jeweils ein Spanischlernheft (Wohlbemerkt in Spanisch-Englisch:D )ausgedruckt, dass wir mit Joana zweimal pro Woche durcharbeiten sollten. Also hatten wir an diesem Morgen unsere erste Spanisch stunde...es klappt langsam. Den Nachmittag verbrachten wir damit weiteraufzuräumen und einen Raum weiß anzulegen und Jojo damit, das Bad fertigzustellen. Er war Zwischenzeitlich nur sehr abgelenkt, weil Dortmund in der Championsleague spielte(Nie im Leben Elfmeter!). Das schränkte zwar seine Effektivität jedoch nicht seine Effizienz ein ;)

(04.10.12) Eine erfrischende und für Jungs attraktivere Arbeit durften Jordyn und Sven am Donnerstag tun. Es gab nun endlich wieder Sonnenschein! Nachdem sie die letzten Pfirsichbäume beschnitten hatten, drückte Siegfried ihnen Plastikbaseballschläger in die Hand und meinte: "Wir gehen jetzt, Pfirsiche abklopfen!" In Svens Fall hätte Pfirsichbäume verprügeln ab und zu besser gepasst. Es ging nämlich darum, dass zu viele Pfirsiche an Ästen wachsen, sodass die Äste teilweise abbrechen und die Pfirsiche klein bleiben. Deshalb muss man mit Gefühl die Äste abklopfen, damit am Ende pro Ast zwei, drei Pfirsiche bleiben. Sven hatte anfangs nicht das nötige Gefühl, wodurch er anfangs viele Äste blankschlug. Jojo verbrachte den ganzen Tag auf dem Trecker und mähte vor sich hin. Er hatte aber auch zu kämpfen, da sich hin und wieder ein Bewässerungsschlauch im Mäher verfing, den er dann wieder rausfriemeln durfte.

(05.10.12) Siegfried hatte am Samstag ein Treffen mit Pastoren und Missionarischen Leitern aus dieser Gegend auf unserer Farm organisiert, weshalb wir den ganzen Freitag dazu nutzten die Farm aufzuräumen. Jojo sortierte und ordnete die Werkstatt erneut und schleppte alles Unbrauchbare nach draußen. Jordyn stand den ganzen Tag vor einem Eisenbottich und verbrannte allerlei Sachen: Matratzen, Eimer, kaputte Plastikklappstühle, einen Fernseher u.v.m. Siegfried erzählte uns, dass es ersten keine Mülltrennung geschweige denn -verbrennung hier gibt und der meiste Müll sowieso auf der Straße oder den Flüssen landet. Traurig aber wahr. Die Landschaften hier sind wirklich schön, aber überall liegt Müll rum, weil die Leute keine Möglichkeit haben ihn zu entsorgen. Deshalb erschien uns verbrennen als die sauberste Müllbeseitigungsart. Morgens stellten Sven und Siegfried Pfosten für die neue Wäscheleine auf und betonierten sie ein. Die alte hatte nämlich der Wind niedergedrückt. Bis wir alles aufgeräumt hatten war es 20 Uhr und wir waren echt platt.

(06.10.12) Samstagmorgen standen wir wieder früh auf, um alles für das Treffen vorzubereiten. Siegfried hatte uns ein paar Tage zuvor mitgeteilt, dass sie vorhatten uns in unserer Zeit hier in Bereichen wie Jünger- oder Leiterschaft zu schulen. Dafür werden wir uns alle zwei Wochen mit Walter treffen. Ihn trafen wir am Samstag zum ersten Mal und er erzählte uns nochmal genau was sie mit uns so vorhaben. Wir werden mit ihm und Siegfried immer wieder Dinge unternehmen in anderen Gemeinden und auch eine Art Einsätze machen, wie z.B. ins Krankenhaus zu fahren, und diese Dinge dann schriftlich reflektieren. Walter wird das dann immer bekommen und sich mit uns über unsere Eindrücke unterhalten. Das wird eine sehr herausfordernde Sache für uns, denn Walter meinte, dass es passieren könnte, dass die Eigenschaften, die wir als unsere Stärken sehen, sich als unsere Schwächen entpuppen und die Eigenschaften, die wir als unsere Schwächen sehen, sich als unsere Stärken erweisen. Im Anschluss nachdem sie das Meeting hatten aßen wir noch zusammen Mittag. Den Rest des Nachmittags hatten wir dann frei, aber da es wie in Strömen den ganzen Morgen geregnet hatte und deshalb alles draußen matschig und nass war, verbrachten wir ihn drinnen. Eigentlich wollten wir abends in die Jugendstunde beim deutschen Schülerheim gehen, aber als Siegfried uns dort hinfuhr, erfuhren wir, dass es nicht stattfand. Also verbrachten wir einen lustigen Abend mit Siegfried und Spazierten durch die Innenstadt.

(07.10.12) Sonntag war der erste Sonntag seit dem wir hier sind, an dem Siegfried nicht predigen musste. Deshalb gingen wir in "seine" Gemeinde, welche die Gemeinde am Schülerheim ist. Dort kannten wir schon Andi Hein, der uns demnächst mal zu sich einladen will. Weil an dem Tag das kanadische Thanksgiving ist, luden Siegfried und Yvonne uns zu uruguayischem Essen ein. Es war eine Art Schnitzel mit Schinken obendrauf und mit Käse überbacken. Dort drauf lag dann noch ein Spiegelei und dazu Pommes und Salat. War ganz lecker, wie alles hier zu wenig gesalzen. Denn Rest des Tages konnten wir mal wieder entspannen und uns zurücklehnen. Den Morgen über hatte es wieder geregnet, weshalb man draußen wieder nicht so viel unternehmen konnte, aber alle Einheimischen versicherten uns, dass es normaler Weise nicht so ist und es noch sehr sonnig werden würde. Na dann sind wir mal nach dieser regnerischen Woche gespannt.
Uns geht es noch immer richtig gut hier, auch wenn das Heimweh ab und zu spürbar und etwas stärker wird. Aber seit dem wir Walter kennengelernt haben und er uns erzählt hat, was uns noch so erwarten wird sind wir wirklich gespannt auf die nächste Zeit. In den nächsten Wochen werden wir auch ein bisschen mehr herumkommen und mal woanders bleiben. Zum Beispiel auf der Farm von Erwin Kunze. Es kommt noch einiges auf uns zu und darauf freuen wir uns.
Dios vos bendiga!
Jsoakin y Ven

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