Mittwoch, 31. Oktober 2012
In der Kolonie "Delta" bei Kunzes
Bei Kunzes fängt der normale Wochentag immer um 7 Uhr mit dem Frühstück an. Um halb acht kommen dann die Jungs, wenn sie nicht schon beim Frühstück da waren, dann wird gesungen und Andacht gemacht bis ca. 8.30 Uhr. Anschließend gibt es immer noch eine Gebetsgemeinschaft mit Erwin, seine Frau Renate und der Nachbarin.

(15.10.12) Am Montagvormittag gruben wir den Garten hinterm Haus um, was gut in den Rücken ging. Um 12 Uhr gab es erst mal eine Mate-Pause mit anschließendem Mittagessen und Siesta. So ist es ging und gebe in Uruguay. Nachmittags kauften wir zusammen mit Erwin Obst und Gemüse ein, was Jojo danach zusammen mit Christina(Nachbarin) in der Kolonie verkaufte. Sven wurde eine attraktivere Arbeit zuteil. Er durfte zusammen mit Stebán, die Schweineställe ausmisten. Stebán ist seit zwei Monaten bei Erwin, anstatt ins Gefängnis zugehen, wo er schon acht Mal unter anderem wegen Diebstahl war. Er hat sich hier bekehrt und ist ein echt lebensfroher Mensch mit einer ansteckenden Lache. Zum Glück kann er ein wenig Englisch, wodurch wir uns nicht nur mit Händen und Füßen verständigen mussten. Die Arbeit an sich war nicht so schlimm. Es hat zwar gut gestunken, aber wenn man schön durch den Mund atmet und Gummistiefel anhat geht das schon klar. Jojo hat begonnen die Gebäude auf dem Hof mit einer Grundierung einzustreichen.

(16.10.12) Während der Andacht am Dienstagmorgen, bekam Sven Augenmigräne, weswegen er dann den halben Tag im Bett lag und nicht mal 800er Ibuprufen die Schmerzen linderten. Gegen Nachmittag als es ein bisschen ging beteten wir mit Erwin dafür und nach einer Weile ließen die Kopfschmerzen nach. Jojo hatte am Morgen die Gebäude fertig grundiert. Gegen drei fuhren wir dann mit Erwin zu einem Schrotthändler, dem er altes Plastik verkaufte. Unterwegs fuhren wir wieder einmal durch ein Armenviertel, als Erwin uns auf eine Sache aufmerksam machte. Die Häuser waren teilweise richtig heruntergekommen, alt und halb zerfallen, aber egal wie das Haus beschaffen war, es stand immer ein Auto oder Roller davor und eine Satellitenschüssel für Fernsehen war am Haus befestigt. Eine sehr lustige Observation. Egal wie arm, fernsehen geht immer. Auf dem Rückweg mussten wir einmal kehrtmachen, als eine Brücke vom Regen so überschwemmt war, dass man nicht mehr sehen konnte wo sie langführte. Als wir dann zuhause waren haben wir noch mit den Jungs Fußball gespielt.

(17.10.12) Schweineställe werden immer montags, mittwochs und freitags gesäubert. Also machte Sven sich am Mittwoch wieder daran, sich der Schweine Notdurft zu entledigen. Doch nachmittags wurde es noch ekliger. Sven und Luis-Miguel - ein Kerl, der nach 20 Jahren als Alkoholiker von Gott davon befreit wurde - mussten die Jauchegrube vergrößern, weil der ganze Schweinemist, der von den Schweineställen herkommt, keinen Platz mehr zum abfließen hatte. Das war vielleicht eine "Scheißarbeit"! Aber Miguel ist so ein lustiger Typ, dass sogar so eine Arbeit "Spaß" machte. Jojo begann Die Gebäude auf dem Hof mit weißer Farbe zu streichen danach hat er von Hand einen kleinen LKW mit schlechtem Obst abgeladen, das als Schweinefutter verwendet wird. Zwischendurch hat er ausgebrochene Hühner oder Schweine eingefangen :) und später Holz geholt. Abends war Gottesdienst, in einer von Erwin gegründeten Gemeinde, an der Autobahn. Gesungen wurde a capella, aber mit vollem Herzen :).

(18.10.12) Donnerstag fiel uns ein Schweinchen auf, das krank war. Erwin impfte daraufhin alle Schweinchen, die mit diesem in einem Stall waren, in der Hoffnung, dass es gesund werde. Und kleine Schweine können echt goldig sein. Morgens kümmerte sich Sven mit Miguel um die Ställe und räumten ein wenig auf. Am Nachmittag fuhr Sven mit Alejandro, ebenfalls ein Ex-Alkoholiker und -Drogensüchtiger, der seit einem Jahr bei Kunzes ist, ins Zentrum der Kolonie, wo Erwin seine Imkerei hat, um dort ein wenig aufzuräumen. Jojo mähte Rasen und feuerte den Steinofen an zum Brotbacken. Nach Feierabend kam Stebán auf die Idee, dass wir mal zusammen mit Alejandro laufen gehen könnten - der macht es nämlich jeden Tag. Jojo und Stebán konnten gut mit halten, Sven jedoch weniger. Er spürte die Folgen des Laufs noch zwei Tage danach.

(19.10.12) Als sich der Zustand des Schweinchens am Freitag noch verschlechterte, es nicht mehr aß und abmagerte, entschied sich Erwin es nochmals zu impfen. Morgens standen wieder die normalen Arbeiten an. Schweineställe! Nachmittags sammelten Jojo, Sven und Edgardo, ein Gefährdeter, der seit letztem Sonntag bei Erwin ist, Holz ein, das Edgardo die Tage zuvor zugeschnitten hatte. Gegen Abend packten wir den LKW voll mit Grillsachen und Fleisch und fuhren zu der Gemeinde, in der wir am Mittwoch waren. Erwin hat dort nämlich einen Asado (Grill) Abend nur mit Männern organisiert. Jeder brachte ein wenig Fleisch mit und dann wurde gegrillt. Während sich einer zum Grillen bereit erklärte, machten die anderen derweil eine kleine Andacht. Ein wenig verstanden wir sogar! Am Ende gab es noch eine lange Gebetsgemeinschaft. Danach gab es dann Asado. Und wie gut war das! Wir haben einfach nur rein gehauen.

(20.10.12) Jojos zustand hat sich über die Nacht verschlechtert. Am nächsten Morgen hatte er fieber, Bauchschmerzen und Rückenschmerzen. Er verbrachte den ganzen Tag im Bett, was nicht sehr förderlich für seine Rückenschmerzen war. Sven und die Jungs bemerkten, dass das kranke Schwein tot war. Um der Ursache auf den Grund zu gehen schnitt Erwin es auf und stellte gelbe Flüssigkeit in der Leber fest. Aber woran es jetzt gestorben war ist unklar. Abends kam Erwins Sohn Fabian mit seiner Frau aus Montevideo zu besuch. Zudem war auch noch Andres zu Besuch da. Der erste Drogenabhängige der bei Erwin und Renate war. Er ist jetzt frei und will es auch bleiben aber leicht ist das nicht immer.

(21.10.12) Sonntag waren wir dann im Zentrum der Kolonie im Gottesdienst und haben uns dort vorgestellt und etwas über uns und unsere Zeit hier in Uruguay erzählt. Jojos zustand hat sich danke Medikamente verbessert somit konnte er auch mit und etwas erzählen. Den Nachmittag verbrachten wir mit Erwins Familie. Seine Schwiegereltern waren zu Kaffee und Kuchen dann auch da. Da unser Auto immer noch nicht ansprang mussten wir es stehen lassen und mit dem Bus zurückfahren. Das taten wir dann auch. Das geht in Uruguay ganz gut das Busnetz ist hier sehr gut ausgebaut besser als in Deutschland, da es hier keinen Schienenverkehr gibt. Und das Busnetz die Infrastruktur bildet für diejenigen die kein Auto besitzen.

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