Donnerstag, 4. Oktober 2012
Bekanntschaften schaffen :)
In den letzten zehn Tagen haben wir immer wieder neue Leute kennengelernt und neue Bekanntschaften gemacht. So langsam leben wir uns hier ein, seit dem wir endlich unser Zimmer fertig renoviert und damit wieder ein wenig Privatsphäre haben.

Letzen Sonntag (23.09.12) war Siegfried wieder in zwei Gemeinden zum Predigen eingeladen. Siegfried wollte, dass jeweils einer von uns morgens und abends ein Zeugnis erzählt, was er dann für uns übersetzt. In der Gemeinde, in der wir morgens waren erzählte Sven sein Zeugnis dort gab es auch einige die deutsch sprechen konnten und mit denen wir uns dann endlich mal auch alleine unterhalten konnten. Abends war Jojo dann mit seinem Zeugnis dran. In dieser Gemeinde waren keine deutschstämmigen aber in der Gemeinde gab es viele Jugendliche. Mit denen wir uns nach dem Gottesdienst auch noch unterhalten haben.

Am Montag (24.9.) begann der Tag ein bisschen früher als sonst, weil wir mit Siegfried und Yvonne einkaufen mussten. Siegfried fing langsam an sich zu wundern warum wir so viel Milch trinken. Gott sei Dank hat Siegfried durch einen Freund bei Claldy die Möglichkeit Milchprodukte günstiger zu kaufen. Claldy ist eine Milchfabrik, die von den hierher ausgewanderten Mennoniten gegründet wurde und ist eine recht bekannte Marke hier. Sie produzieren jegliche Milchprodukte, wie Joghurt, Käse, Butter usw. Den Rest des Tages verbrachten wir, damit unser Zimmer weiter zu renovieren, Sven begann mit Jordyn die Zwischendecke in der Küche zu montieren und ich verfugte das Bad.

Dienstags (25.9.) lernten wir wahrscheinlich den ruhigsten Menschen auf dieser Erde kennen. Ein Bekannter von Siegfried, der teilweise auch für „to all Nations“ arbeitet, kam für sechs Tage zu uns auf die Farm, um unser Internet und Satellit auf Vordermann zu bringen. Sein Name ist Rainer. Er ist ein Schweitzer, der die meiste Zeit seines Lebens in Brasilien in verschiedenen Missionen gearbeitet hat, eine Brasilianerin geheiratet hat und jetzt in Uruguay lebt. In jeder Situation und Gespräch war einfach nur die Ruhe selbst. So einen ruhigen Menschen haben wir noch nicht oft erlebt. Unsere restliche Zeit verbrachten wir weiterhin damit unser Zimmer herzurichten und die Wände darin zu verputzen. Als Sven nachmittags nichtsahnend durch die Plantagen lief begegnete ihm plötzlich ein Stier, der in aller Ruhe auf einer Grasfläche vor sich hin graste. Ihn beeindruckte die Anwesenheit vom eher schmächtigen Sven wenig, was Sven wieder aufatmen ließ:D

Am Mittwoch (26.9.) erreichten wir einen Zustand, den wir uns diesem Ausmaß noch nie erreicht haben. Weil Jordyn aus Kanada in unsere Wohnung gezogen war, hatten wir kein eigenes Bad mehr. Wir nahmen uns also vor unser Bad so schnell wie möglich benutzbar zu machen, damit wir nicht Jordyns Bad so oft benutzen müssten. Das verfugen war echt abenteuerlich :) Sven und ich vermuteten, dass der Fliesenleger damals entweder einäugig oder besoffen war …oder beides :p Nachdem Sven am Samstag zuvor das letzte Mal geduscht hatte und am Mittwoch dazu noch alte Glaswolle auf der Zwischendecke verteilt hatte, gab es für ihn nach der Arbeit einfach nichts schöneres als eine Dusche. Später am Abend zogen wir los um auf den Plantagen streunende Hunde und Wildkatzen zu jagen, die sich ab und zu auf unserem Gelände herumtreiben. Siegfried hatte uns dazu zwei Luftgewähre gegeben. Wir fanden zwar Tiere, die miauzten, jedoch waren das zu unserer Verblüffung keine Katzen, sondern, wie wir vermuteten, irgendwelche froschähnlichen Tiere, die in einem Sumpf direkt vor uns vor sich hin quakmiauten :D. Wir konnten sie aber nicht sehen...niedergeschlagen und hungrig gingen wir anschließend heim.

Donnerstags (27.09.12) haben wir begonnen die Pfirsichbäume zu beschneiden. Das ist eine Arbeit die anfangs recht spaßig ist und mit der Zeit immer langweiliger wird. Aber das gute ist, dass wir dafür den ganzen Tag draußen sind, während wir die letzten Tage beim Renovieren immer drinnen waren. Ein weiterer Vorteil bzw. Nachteil, je nachdem, war, dass wir nah beisammen arbeiteten und uns so unterhalten konnten. Siegfried machte hier und da ein Paar lustige Bemerkungen, wodurch sich alles wieder ausglich. Am Abend kam Erwin Kunze zu Besuch. Endlich durften wir ihn auch mal sehen. Er war nämlich derjenige, der Sven eingeladen hatte nach Uruguay zu kommen und zu helfen, weshalb wir uns auf ihn freuten. Er ist ebenfalls ein sehr lustiger und für die Mission hingebungsvoller Mensch. Er lebt mit seiner Familie in einer deutschen Kolonie namens Delta ca. eine Stunde westlich von uns. Während unserer Zeit hier werden wir auch öfters mal für längere Zeit auf seiner Farm helfen. Neben seiner Familie wohnen dort noch drei Ex-Drogensüchtige, die bei ihm leben und arbeiten, um von ihrer Sucht frei zu kommen. Das ist Teil eines Entzugsprogrammes einer Organisation die sich Beraka nennt. Mittlerweile haben sich alle drei bekehrt und freuen sich schon drauf wenn wir kommen.

Freitag (28.09.12) waren wir den ganzen Tag damit beschäftigt die Bäume weiter zu beschneiden. Es war ein sehr sonniger Tag und die Sonne machte uns sehr zu schaffen. Da sich über Uruguay ein riesiges Ozonloch befindet, ist sie bei wolkenlosem Himmel besonders heftig, was sich am Nachmittag an unserem Verhalten bemerkbar machte. Abends merkte Jojo, dass wir noch kein Warmwasser in der Dusche haben und entschied sich aber nach fünf Tagen wie Sven bei Jordyn im Haus zu duschen.

Samstag (29.09.12)In unser neu renoviertes Zimmer konnten wir endlich einziehen. Wir hatten es zwei Tage zuvor noch weiß gestrichen wodurch es jetzt langsam sehr wohnlich wurde. Wir hatten den ganzen Tag frei, um persönliche zu erledigen. Also bauten wir ein Hochbett auf, räumten unsere Klamotten nach zehn Tagen aus Koffern leben endlich in einen Schrank und bezogen unser neues Zimmer für die nächsten sechs Monate. Endlich ein wenig Privatsphäre.

Sonntag (30.09.12) vormittags hatten wir frei und mittags fuhren wir gegen 13 Uhr nach San José, das ca. eine Stunde westlich von uns liegt. In einem Vorort trafen wir uns mit Erwin Kunze in einer Gemeinde, die er gegründet hatte. Sie trägt den Namen "Mi Encuentro Con Jesús" - Mein Treffen mit Jesus. Dort gab es erst mal eine anstrengende Partie Fußball mit Jungens aller Altersklassen bis 22. Was sehr verwirren und ungewohnt war, dass es keine Leibchen gab und wir kaum unsere Mannschaftkameraden ausmachen konnten. Lustig war es trotzdem. Wir lernten noch eine Missionarsfamilie aus den USA kennen, die seit fünf Jahren in Uruguay tätig ist. Nach dem Fußball setzten wir uns in eine Runde, es gab ein kleines Thema und dann durfte jeder erzählen, was er mit Gott erlebt hat. Ein paar Worte konnten wir schon verstehen. Anschließend fuhren wir kurz zu Erwins Farm in Delta. Dort lernten wir seine Frau kennen und die drei Ex-Drogensüchtigen, von denen uns einer sehr herzlich begrüßte...mit einem dicken Schmatzer :D auf die Backe, statt Wangenkuss. Erwin meinte, dass man gelegentlich unter Gläubigen erlebt. Sehr ungewohnt, hier aber normal! Am Abend besuchten wir noch eine Gemeinde in der Siegfried predigte. Jordyn erzählte ihr Zeugnis und Sven spielte ein eignes Lied, das Siegfried vorher übersetzt hatte.


bis dahin liebe Grüße aus Uruguay

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Sonntag, 23. September 2012
Buenos Tardes Companeros,

In den letzten Tagen haben wir wieder viel erlebt. Montevideo ist an sich eine recht schöne Stadt, aber es gibt auch reichlich Armut. Es ist teilweise echt erschreckend, wie manche Menschen hier leben. Außerdem haben Menschen hier ein anderes Zeit-/Pünktlichkeitsgefühl, das dem russlandeutschen sehr nahe kommt. Wenn z.B. der Gottesdienst um 10 Uhr offiziell anfängt, kann man frühestens um halb elf beginnen, weil erst dann genug Leute da sind :D so ist es hier in fast allen Bereichen und Terminen. Mittlerweile haben wir gemerkt, dass die meisten Einheimischen Svens Namen nicht aussprechen können. Manchmal nennen sie ihn "Bens" oder "Sben" , aber die meisten sagen einfach nur "Ven" :D

Am Samstag haben Jojo, Siegfried und ich angefangen den Raum zu renovieren, in den Jojo und ich umziehen müssen, sobald Jordyn aus Kanada kommt. Abends sind wir dann in die Jugend von der Gemeinde gegangen, in der das Missionarsehepaar arbeitet, das Siegfried uns am ersten Tag vorgestellt hatte. Werner und Olga Epp. Geistlich gesehen ist Uruguay das komplette Gegenteil von Europa. Während in Europa die Gläubigen eher ältere sind, sind es in Uruguay überwiegend Jugendliche, die zum glauben finden! Die Jugendstunde ist eigentlich komplett anders herum verlaufen, als bei uns. Erst werden Spiele gespielt und später dann das Thema, wobei man sagen muss, dass das Durchschnittsalter in dieser Jugend bei 15 Jahren gelegen hat. Aber es diente ja auch eher zu missionarischen Zwecken und da freut man sich über jedes Ohr das zuhört. Was uns direkt aufgefallen ist, ist dass die Christen hier viel herzlicher sind als wir das ab und an von Deutschland kennen, was offensichtlich daran liegt, dass durch die Begrüßung mit dem Wangenkuss, dem Kennenlernen eine große Barriere genommen wird. Es gilt allgemein: wenn du irgendwo hingehst, wo andere Leute sind, solltest du jeden begrüßen, der schon da ist..so ist halt die Kultur, deshalb sollte man sich bemühen früh genug zum Gottesdienst zu kommen. Denn wenn man früh genug da ist, kommen alle zu einem ;)
Leider konnten wir vom Thema wieder nicht viel mitnehmen, jedoch haben wir eine andere coole Sache kennengelernt. Wenn man in Uruguay durch die Stadt geht, sieht man an jeder Ecke Menschen, die unter dem einen Arm eine Thermoskanne halten und in der anderen Hand einen Becher, der mir leder überzogen ist. Mate-Tee!!! So gut wie jeder Mensch hier trinkt ihn. Wir habens auch probiert. Schmeckt ähnlich wie schwarzer Tee, in unserem Fall nur bitterer. Generell wird Mate-Tee immer geteilt, das ist auch eigentlich einer seiner Funktionen in der Kultur, hat man uns erklärt. Derjenige, der die Kanne hat, ist dafür verantwortlich, dass der Becher immer wieder gefüllt wird. In der Jugend hatte auch einer den Tee dabei. Der "Füller" geht immer zu jemandem im Raum oder in der Gruppe und bietet ihm den Mate-Tee an. Sagt man ja, bekommt man den Becher und trinkt ihn aus. Anschließend füllt man ihn selbst wieder auf und geht zu jemand anderem und bietet ihm den Tee an. Und so geht es weiter bis der Tee leer ist. Eine sehr lustige Tradition fanden wir.

Sonntag war für uns bis jetzt eindeutig der Tag mit den herausforderndsten und interessantesten Erlebnissen. Siegfried war an dem Tag in zwei Gemeinden zum Predigen eingeladen. Morgens waren wir in einer Mennoniten Gemeinde. Musikalisch war es vergleichbar mit unserer Gemeinde und Jugend. Nach dem Gottesdienst haben wir uns noch mit einem Kerl namens Andres unterhalten, der uns zum Volleyballspielen eingeladen hat, weil die Jugendlichen der Gemeinde jeden Freitag zusammen Volleyball spielen...hach, fast wie daheim ;)
Die Gemeinde, wo wir heute Abend hingingen sei eine Pfingstgemeinde.
Als wir ankamen, beteten einige Gemeindemitglieder vor dem Gottesdienst sich an den Händen haltend in einem Kreis. Einer betete ziemlich laut, während die anderen im Kreise etwas leiser mit beteten. Siegfried sagte ganz trocken (sarkastisch): "So beten die Pfingstler, hm? Gott ist wohl taub!" :D Vor der Predigt gab es einen Lobpreisteil und verschiedene Leute erzählten, was sie so bewegt. Das Singen war sehr anders. Da es in der Gemeinde kein Musikteam gab, hat man einfach Anbetungsmusik von einer CD abgespielt, vergleichbar mit "Feiert Jesus". Die Musik war echt sehr laut, aber die Leute haben mit ganzem Herzen mitgesungen und das kann ich von mir nicht immer behaupten..Das war echt erstaunlich! Vor allem weil der Großteil der Besucher sehr arm war. Die Gemeinde lag auch in einem ärmeren Viertel. Auch wenn es für uns anders war, kann man sich von der Liebe, die diese Menschen zu Jesus haben eine Scheibe abschneiden! Wir sind beeindruckt wie die Gemeinden trotz ihrer unterschiedlichen Ausrichtungen hier zusammen arbeiten.



Am Montag sind wir nach Montevideo Downtown gefahren um Geld zu wechseln. Was sehr witzig, aber auch traurig ist, sind die Leute, die wegen jedem angeblich erbrachten Dienst von dir Geld wollen. Z.B. wollte Siegfried gerade ausparken, als aus irgendeiner Ecke ein Kerl kommt, um ihm beim Ausparken zu dirigieren. Aus Anstand und weil es Gang und Gebe ist gibt man diesen Kerlen ein Paar Pesos. Manche warten sogar vor deinem Auto, bis du zurück kommst und sagen sie hätten darauf aufgepasst. :D
Anschließend haben wir Putzzeug gekauft, um unsere Bude mal ordentlich zu schrubben. Da unsere Wohnung schon länger nicht bewohnt war, war das bitter nötig. Unser Waschbecken und Klo, wechselten die Farben von bräunlich zu weiß :D Und wie glücklich waren wir danach. Schade war nur, dass wir wussten, dass wir bald ausziehen und es aus unserer Sicht fast sinnlos gewesen ist. Egal, Jordyn wird sich freuen ;)

Dienstag und Mittwoch haben wir weiter renoviert. Draußen zu arbeiten war auch überhaupt nicht möglich. Dienstag um 10 morgens fing es an zu stürmen bis Mittwoch um 18 Uhr. Jeden Frühling gibt es hier einen großen Sturm. Man nennt ihn hier "La Sancta Rosa" (Die heilige Rose). So einen heftigen Sturm haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Windgeschwindigtkeiten von 150 km/h und der Regen kommt einem so vor als ob der Wind voll mit Wasser ist und ihn überall dran schlägt. Mittwochvormittag waren wir in der Stadt. Die Straßen am Meer waren teilweise überschwemmt und überall lagen rausgerissene Bäume. Den Baum vor unserem Haus hat der Sturm auch einfach umgekippt, aber Gott sei Dank sind unsere Häuser größtenteils trocken und heil geblieben. Heut Morgen ist dann der Strom ausgefallen... Es war kalt, dunkel und wir mussten uns mit ungetoastetem Toastbrot und schwarzen Tee begnügen.

Unser neues Zimmer ist noch lang nicht fertig, weswegen wir wahrscheinlich erst mal mit Matratzen in dem großen Raum schlafen müssen, aber das macht nichts, wir sind meistens eh so müde, dass wir direkt einschlafen. Jeder Tag birgt neue Entdeckungen und Erfahrungen und mit Siegfried zusammen zuarbeiten ist immer richtig lustig. Als Sven einmal etwas gründlicher gemacht hatte als er brauchte und wir es danach trotzdem nochmal auseinanderbauen mussten, sagte er zu ihm:" Du bist ein Esel! Das hast du richtig deutsch gemacht!" :D Mit deutsch meinte er wahrscheinlich gründlich und genau! Wir freuen uns auf das, was noch auf uns zu kommt, was sich alles noch so verändern wird und wie wir uns hoffentlich positiv und geistlich verändern.
Wir vermissen langsam alle in die Deutschland sind, denn so ein Wochenende ohne die gewohnten Leute um sich ist schon komisch, aber wenn wir sehen wie viel es hier noch zu tun gibt, sind wir froh, dass wir noch lange hier sind. Das wars erst mal. Wir melden uns bald wieder. Es ist beruhigend zu wissen, dass so viele von euch an uns denken und für uns beten! Wir tun es auch für euch!!

Astaluego,

Joakin y Ven (Bens,Sben…eigentlich Sven)

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Samstag, 15. September 2012
Hola Amigos…

Nun sind wir schon zwei volle Tage in Uruguay. Wir waren so froh als wir am Mittwochabend nach 23 Stunden Reisezeit um 23.30 Uhr in Montevideo ankamen. In Deutschland war es da 5 uhr morgens. Da es draußen erstmal sowieso nichts zu sehen gab, dank Nebel und Dunkelheit, sind wir direkt nach dem Essen ins Bett gefallen. Da ist uns direkt etwas aufgefallen. Hier reicht’s anders! Weil es generell feuchter ist riechen Sachen wie Matratzen und Bettzeug bisschen modrig, aber das macht nichts solang sie gemütlich sind..und das waren sie!!! Als wir am nächsten Morgen aufgestanden sind kam die nächste Überraschung. Obwohl jahreszeitlich gesehen gerade der Wechsel von Winter nach Frühling ist, haben wir trotzdem tagsüber um die 20°, kaum Wolken und Sonnenschein! Nachts ist es etwas kälter, aber trotzdem noch angenehm. Jojo und ich haben für die erste Woche eine kleine Wohnung neben der Wohnung von Siegfried, dem Missionar, und seiner Frau Yvonne. Am 20. September kommt noch ein Mädel aus Kanada, die dann unsere Wohnung übernimmt. Wir werden bis dahin unsere neue noch fertig einrichten. Das Haus in dem wir wohnen liegt auf einer 15 ha großen Farm. Um das Haus herum gibt es massenweise blühende Zitronen-, Pfirsich- und Nektarinenplantagen und einige Palmen. Es ist wirklich schön hier. Außer uns und dem Missionarsehepaar lebt noch eine uruguayische Familie hier. Aron mit seiner Frau Joana und ihren vier Kindern: Elias, Tamara, Pablo und Charon. Sie sind im Alter von 5 bis 12. Es gibt einige Dinge die hier anders sind als bei uns: Frauen und Männer begrüßt man nicht mit einem Handschlag, sondern mit einem Wangenkuss auf die rechte Wange. Das ist echt komisch, wenn man nicht damit rechnet :D. Wenn man in den Supermarkt einkaufen geht und es sind von z.B. 12 Kassen die Hälfte geöffnet, aber an jeder dieser Kassen stehen maximal zwei Kunden. Wenn man dann mit dem Einkaufswagen an die Kasse kommt wird jeder Artikel gescannt und in einen anderen Wagen geräumt und das nicht gerade schnell. Als wir an der Kasse waren, haben die beiden Kassiererinnen - die eine hat kassiert, die andere umgeräumt - ungelogen mindestens zehn Minuten gebraucht. Die Menschen haben hier echt viel Zeit. Nach dem Mittagessen gibt es immer eine Pause von einer halben bis einer Stunde, auch wenn kein Sommer ist. Milch gibt es nur in Beuteln. Und was am meisten auffällt ist, dass es hier im Allgemeinen nicht so sauber ist wie wir es gewohnt sind. Das ist wohl eine Sache an die wir uns erst noch gewöhnen müssen. Außerdem wurde Jojo umgetauft. Er heißt hier "Joakin".

Gestern (Donnerstag 13.09.12) hatten wir einen mehr oder weniger freien Tag. Wir durften ausschlafen, wegen der Zeitverschiebung und uns ein wenig das Gelände anschauen. Gegen Mittag sind wir mit Siegfried und Yvonne in die Stadt gefahren, um ein paar Dinge zu besorgen. Anschließend hat Siegfried uns einem anderen deutschen Missionarsehepaar vorgestellt, die in einem Stadtteil von Montevideo eine Gemeinde leiten und bei denen im Moment auch ein deutsches Mädchen für ein halbes Jahr als Freiwillige ist. Wahrscheinlich gehen wir am Samstag mal dort in die Jugend. Nachmittags haben wir Ameisengift auf der Nektarinenplantage verteilt danach haben wir noch die Dichtung des Ölfilters und abends noch eine Pumpe für die Bewässerungsanlage repariert. Die Traktoren sind teileweise echte Museumsstücke ;) Ich glaube einer der beiden Traktoren hier ist älter als zuhause unsere alle zusammen:D. Sven war auch sehr überrascht über dir Traktoren und Maschinen Was echt nervt sind die ganzen Mücken, von denen es pro Quadratmeter gefühlte 10 000 gibt. Wo man nicht grad arbeitet schwirren sie um einen herum. Mückenspray ist echt überlebenswichtig. Die Farm ist allgemein noch sehr heruntergekommen und es gibt jede Menge Arbeit. Wer uns jedoch die Arbeit ab und zu versüßt sind die beiden Jungs Elias und Pablo. Sie reden einfach die ganze Zeit mit uns und dackeln uns beim arbeiten hinterher oder schauen uns zu, wenn sie nicht grad in der Schule sind. Wir verstehen leider noch so gut wie nichts, aber das stört die nicht. Meistens sagen wir einfach nur "sí", lächeln und nicken oder sagen "no sé".


Heute (Freitag 14.09.12) hat der Tag bisschen früher angefangen. Unser größtes Problem beim Frühstück war, wie wir den Milchbeutel "hinstellen" können, weil da er ja keinen Boden hat und sofort umkippt, wenn man ihn einfach so hinstellt. Wir haben ihn letztendlich einfach in eine Schüssel gestellt. Nach dem Frühstück haben wir stille Zeit mit Siegfried und Yvonne gemacht. Das war echt cool. Yvonne kann kein Deutsch also mussten wir, die stille Zeit bilingual gestalten. Ungewohnt aber gut. Die Arbeit, die wir heute machen mussten war echt demotivierend, weil sie zu der Kategorie gehört "sie kostet viel Zeit, aber fällt kaum auf". Wir mussten alte Bewässerungsschläuche einsammeln und neu aufwickeln, die Werkstatt aufräumen usw. und mit dabei immer mindestens eins von den Kindern.
Nun sind erst zwei Tage vorbei und uns wird immer bewusster wie viel Arbeit es hier noch gibt, aber es ermutigt immer wieder, wenn man sich morgens hinsetzt und bewusst Zeit mit Gott verbringt. Wir haben zwar noch kein Heimweh, aber sich in einem ungewohnten Umfeld mit anderer Sprache reinzufinden kostet auf jeden Fall Energie und Geduld. Dennoch sind wir sehr zuversichtlich, dass wir unseren Platz hier finden und das es ein sehr bereicherndes Jahr für uns wird, indem uns Gott näher kommt. Wir verstehen uns sehr gut mit Siegfried und Yvonne. Sie sind ein sehr aufgeschlossenes, lustiges und eingespieltes Ehepaar, was uns das "Reinfinden" hier viel einfacher macht, schon allein dadurch, dass wir mit ihnen Stille Zeit machen können.
Das waren unsere ersten Eindrücke von den ersten Tagen. Wir hoffe wir konnten eure eventuelle Neugier stillen und euch einen kleinen Einblick in unser neues Umfeld und unsere neuen "Lebensumstände" geben. Wir denken oft an unsere Familie, Freunde, Verwandten, Jugend und Gemeinde und es komisch euch alle für ein Jahr nicht mehr zu sehen, aber unser Platz ist jetzt erstmal hier. Danke, dass auch ihr an uns denkt. Wir melden uns sobald wir möglich wieder mit neuen Erlebnissen und Eindrücken. Ein schönes Wochenende euch allen!!!

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